Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... man.

...oder warum wir es uns in der Sprache manchmal echt zu leicht machen

"Man könnte ja mal..." Na, wer fühlt sich angegriffen? Würde mich auf jeden Fall nicht wundern, denn die eigentliche Botschaft ist: Du könntest mal. Und zwar nicht erst übermorgen, sondern bitte vorgestern. Aber wer sagt das schon? Stattdessen lamentieren wir und drücken uns mit diesem kleinen Wort vor großen Worten. Man gehört deshalb zu den Worten, die mir schon ganz zu Beginn meines Volontariats abgewöhnt wurden. Denn: Es ist ein Stellvertreter-Wort. Einzig und alleine wenn die Masse angesprochen wird, ist es erlaubt. Also im Sinne von: Man möchte alle ansprechen. Trotzdem verwenden wir dieses Wort im Alltag wirklich häufig, weil es die Dinge leichter macht.

Zum Beispiel wenn wir eben jemandem gerade unsere Meinung sagen, dabei keinen Stress provozieren wollen. Also eben: "Man sollte mehr darauf achten, dass..." Nein, nicht jemand. Du. Aber weil diese Formulierung so schön schwammig ist, lässt es sich leicht herausreden, falls das Gegenüber einen genau darauf anspricht. Ganz nach dem Motto: "Nee, ich hab dich gar nicht gemeint, das war eher so allgemein gesprochen." Quark, natürlich nicht.

Genauso ist es, wenn wir Gefühle zeigen wollen, ohne dabei verletzlich zu werden. "Man fühlt sich immer so..." Nein, nicht jemand. Ich. Aber bevor die direkte Breitseite kommt, lieber mal schön allgemein sprechen. Ihr müsst echt mal darauf achten, wie häufig so etwas vorkommt.

Oleg Magni
Schön ist aber auch, wenn Menschen "man" aus Bequemlichkeit sagen. Eigentlich hat der dritte Mensch von links etwas gesagt, aber der Name ist unklar. Stattdessen: "Man hat mir gesagt..." Nein, nicht jemand, sondern Max Mustermann.

Wie gesagt, korrekt wäre, "man" tatsächlich im übergeordneten Kontext zu verwenden. Wenn man die Masse meint. Und zwar auch nur dann, wenn sich dieses Wort nicht irgendwie anders ersetzen lässt. Stattdessen liegt es den Menschen näher, es auch dann zu benutzen, wenn sie gar nichts Allgemeines meinen. Aus der Feigheit heraus, nicht direkt sein zu wollen. Aus den oben genannten Gründen.

Aber hey, wir brauchen Direktheit. Warum immer so zart herantasten? Warum verbal schwimmen statt stehen? Klar, manch ein direktes Wort braucht Mut, aber das lohnt sich. Keine Fehlkommunikation mehr. Und lieber klare Fronten als im Unklaren gelassen zu werden, oder?

Also streicht doch einfach mal das "man" aus eurem Wortschatz. Mehr Klartext. Euer Mitbewohner soll spülen? Dann sagt ihm "Spül mal" und nicht "Man könnte mal spülen hier". Ihr wollt darüber reden, dass ihr traurig seid? Dann sagt "Mir geht's nicht so gut" statt "Man neigt schnell zu Melancholie heutzutage". Sagt es, seid offen, seid frei. Am Ende macht ihr allen damit das Leben leichter. Auch euch.

Übrigens: Nichts, wirklich nichts, ist schlimmer als aus dem "man" ein "Mann" zu machen. Denn Gott sei Dank ist die Allgemeinheit nur zur Hälfte männlich ;-).

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