Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... Liebe in Zeiten von Tinder!

Liebe wird seit jeher thematisiert. Jede Generation erhält von der Gesellschaft und in der neueren Zeit auch von den Medien ein Bild, wie Liebe zu leben ist und was sie zu bedeuten hat. Nur dass sich die Botschaften gravierend ändern, auch wenn sie in den Generationen selbst relativ konsistent bleiben. So wurde beispielsweise den Frauen in den 1950er Jahren vermittelt, wie sie am besten ihren Ehemann glücklich machen - und dem Mann, wie er am besten seine Familie versorgt. Oder in den 1970ern, dass Liebe freier gelebt werden kann und dass Frauen durchaus emanzipierte Wesen sind, die von ihrem Partner geachtet werden wollen.

Auch heutzutage spielt Liebe eine riesengroße Rolle. Ständig umflattern mich Berichte und Reportagen über Liebe der "Generation Y", wie meine Generation, also die 20- bis 30-jährigen, genannt wird, auch wenn der Begriff bei mir immer ein wenig Bauchweh auslöst. Aber das ist ein anderes Thema.
Was die Medienvermittlung von Liebe der Generation Y angeht, gibt es allerdings nicht wie sonst eine klare Linie, sondern zwei völlig entgegen gesetzte Lager.

Auf der einen Seite steht der Begriff "Beziehungsunfähig". Wir springen von Beziehung zu Beziehung. Wir lieben es verliebt zu sein, aber dauerhafte Liebe lassen wir nicht zu.
Das lässt sich aber auf das ganze Leben übertragen: Statt zu saugen gibt es Saugroboter. Wir shoppen online, lassen uns sogar Lebensmittel liefern. Wir haben Apps für alles auf unseren Smartphones und pflegen Kontakte in sozialen Netzwerken. Der Schritt, die Liebe auch zu vereinfachen, liegt also nahe. Und was ist einfacher, als per Tinder Menschen von links nach rechts oder von rechts nach links zu wischen, um sie kennen zu lernen - oder eben nicht. Das Manko: Tiefer gehen erfordert Zeit und Arbeit. Deshalb ist Tinder sehr oberflächlich. Wer sich drauf einlässt, kann nur in den wenigsten Fällen erwarten, die große Liebe zu treffen. Vielleicht ist deshalb - oder trotzdem - die Suche nach Liebe in den Hintergrund gerückt und das Oberflächliche, in dem Fall Körperliche, in den Vordergrund. Sobald es schwierig wird oder zu weit geht, macht man lieber Schluss.

Brigitte Kreuzwirth  / pixelio.de 

Auf der anderen Seite stehen die Worte "Wahre Liebe". Romantik steht im Fokus, es wird so lange gesucht, bis die große, die richtige Liebe gefunden wurde. Ganz wie in den Hollywood-Filmen, mit Küssen im Regen und großem Happy End. Der Plan ist, dass wir, wenn wir die große Liebe gefunden haben, heiraten und Kinder folgen. Und so weiter und so fort. Nur dass das schwierig ist. Denn wer sagt einem denn: Das hier ist der Richtige! Was ist überhaupt das Richtige für uns? Und was ist, wenn jede Romantik flöten geht, nur weil das wahre Leben eben nicht so wie im Film ist?
Das ist echt schwierig. Vor allem, wenn die Medien dann auch noch Hürden in den Weg stellen, wie den Spruch "Man muss viele Frösche küssen, um den Prinzen zu finden". Noch schlimmer ist folgende Statistik, die ich irgendwann mal gelesen habe: "Durchschnittlich schläft man mit acht Partnern, bevor man den richtigen findet." Denn dieser Satz bringt Verunsicherung. Was ist mit dem Typen, der sich im Studium durch die halbe Innenstadt gevögelt hat? War der/die Richtige schon dabei und er hat es nicht gemerkt? Oder, noch tragischer, was ist mit dem Mädchen, das mit ihrem ersten Freund seit Jahren zusammen ist, ihn eigentlich heiraten will, weil sie glaubt, den Richtigen gefunden zu haben, sich aber nach der Statistik fragt, ob sie nicht viel verpassen wird, wenn sie nur mit einem Mann schläft (wird super im Kinofilm "How to be Single" bearbeitet). Das soll schon so manche Beziehung zerstört haben.

Was man aber merkt: Beide Theorien sind sich gar nicht mal unähnlich, nur dass der Gedanke dahinter ein anderer ist. Während die Beziehungsunfähigen angeblich keine Beziehung führen und es sich einfach machen wollen, ganz unverbindlich eben, wechseln die Romantiker ihre Partner in der Hoffnung, irgendwann den Einen, den Perfekten zu finden. Genauso hinken beide Theorien aber auch.

Bei Beziehungsunfähigen zum Beispiel: Spinnt man dieses Konzept weiter, bleibt unsere Generation kinderlos, ist im mittleren Alter noch immer nicht vergeben und vereinsamt im Alter (klingt hart, aber ist gewissermaßen so). Das halte ich für unrealistisch, vor allem weil man sein Lebenskonzept immer wieder ändert. Klar, Mitte zwanzig ist es normal, sich entweder gegen das klassiche Ehekonzept der eigenen Eltern zu wehren oder im Fall von Scheidungskindern Bindungsprobleme zu entwickeln. Genauso normal ist es, sich auszuprobieren und viele Partner zu haben. Andererseits ist es aber auch normal, irgendwann eine feste Bindung zu wollen. Deshalb ist der Stempel "Beziehungsunfähig" vielleicht etwas früh benutzt worden.
Bei den Romantikern ergibt sich ein ganz anderes Problem: Der Gedanke, den einen perfekten Gegenpart zu haben, beginnt dann zu hinken, wenn man feststellt, dass der vielleicht auf einem ganz anderen Kontinent lebt oder möglicherweise schon furchtbar alt oder viel zu jung ist. Daher hebelt sich diese Theorie auch selbst aus: Es muss mehr als eine passende Person für alle geben, sonst würde das System gar nicht funktionieren.

Was beide Theorien allerdings gemeinsam verfehlen, ist die Natur des Menschen. Der ist nämlich kein Einzelgänger, lebt gerne in einer Gemeinschaft. Ich würde sogar noch weiter gehen: Der lebt gerne in einer Beziehung. Er möchte Nähe, Tiefe und Körperlichkeit, die Freunde einem oft gar nicht geben können. Und nur wenig ist anstrengender, als ständig Menschen neu kennen zu lernen, um wieder mit ihnen eine kurze Beziehung einzugehen. Das kostet Kraft und Zeit. Dann doch lieber einen Menschen, den man liebt, der einen liebt und mit dem man diese Nähe und Tiefe auf Dauer erreichen kann.

Deshalb glaube ich auch ganz vehement nicht daran, dass wir, Generation Y, uns über Begriffe wie Romantiker oder Beziehungsunfähige definieren lassen, nur weil einige von uns momentan diese Konzepte leben. Dinge ändern sich, genauso wie manche Dinge gleich bleiben. Auch in der Liebe und erst Recht in unserer Generation.

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