Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... den Feiertagsirrsinn!

 ...oder warum gesetzliche freie Tage auch zur Gesellschaft passen müssen

Foto: Adrien Olichon/Pexels
Wer kennt es nicht, das Feiertagsraten? Am Donnerstag saß ich mit meinem Freund beim Frühstück und
wir haben mal wieder überlegt, warum wir in Süddeutschland an Fronleichnam eigentlich frei haben. Ich bin Christin und schaffe es aus dem Stehgreif, Weihnachten und Ostern zu erklären, aber die Unwissenheit, die schon im Winter bei Allerheiligen anfängt, hört bei Fronleichnam auf. 

Also habe ich gegoogelt und bin ein bisschen vom Glauben abgefallen. Fronleichnam holt das Abendmahl an Gründonnerstag nach und lässt sich zurückführen auf die Vision einer Nonne im 13. Jahrhundert, in der Jesus von einem fehlenden Festtag in Kirchenjahr sprach. Wie bitte? 

Grundsätzlich freue ich mich über jeden Feiertag, weil er einem einen Tag mehr Auszeit schenkt. Aber an diesem freien Donnerstag habe ich meine Meinung geändert: Ja, es braucht Feiertage, aber es braucht andere! 

Kirche und Staat sind heute wesentlich stärker getrennt

Das Problem liegt nicht an den Feiertagen selbst, sondern am gesellschaftlichen Wandel. Als diese Feiertage festgelegt wurden, war unsere Gesellschaft deutlich christlicher, gerade im Süden auch deutlich katholischer geprägt. Entsprechend hat die Kirche auch den öffentlichen Alltag wesentlich stärker beeinflusst. Damals wussten auch noch viel mehr Menschen, was hinter den einzelnen Feiertagen steht. 

Inzwischen ist unsere Gesellschaft viel weltlicher und pluralistischer geworden. Natürlich gibt es auch noch viele gläubige Katholiken, denen ich mit diesem Beitrag auch nicht auf den Schlips treten möchte, aber ich beobachte an meinem eigenen Umfeld, dass es ähnlich viele Protestanten gibt, immer mehr Muslime und wesentlich mehr Menschen, die der Kirche völlig abgeschworen haben. Trotzdem betrifft sie alle Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam und mehr, also überwiegend von Katholiken feierte Festtage. Irgendwie passt das nicht mehr zu unserer Gesellschaft. 

Zehn christliche Feiertage, drei weltliche

Die Zahlen zeigen, was ich meine: Bundesweite christliche Feiertage sind Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag und die beiden Weihnachtstage. Das sind sechs. In den westlichen und südlichen Bundesländern kommen teils noch die katholischen Feiertage heiligen drei Könige, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt (Saarland/Bayern) und Allerheiligen dazu. Noch einmal vier mehr, also zehn. In Nord- und Ostdeutschland gibt es noch den Reformationstag, in Sachsen den Buß- und Bettag, zwei evangelische Feiertage zusätzlich. 

Zum Vergleich: Weltliche Feiertage sind Neujahr, der Tag der Arbeit und der Tag der deutschen Einheit. Drei. In Berlin gibt es noch zusätzlich den Weltfrauentag als gesetzlichen Feiertag. Nur in Berlin. Da passt doch das Verhältnis nicht, oder? 

Dass die Menge an christlichen Feiertagen veraltet ist, zeigt auch die Praxis: Wenn ein Großteil der Menschen nicht mehr erklären kann, warum ein Feiertag ist, spiegelt er nicht mehr die Gesellschaft wieder. 

Gleichheit für die Religionen

Viel mehr müssten Bund und Länder die Feiertage zum einen einheitlicher gestalten, denn ich als Protestantin fände den Reformationstag wesentlich wichtiger als Fronleichnam, fühle mich in Süddeutschland aber nicht bedacht. Das geht anderen sicher auch so. Es bräuchte also mehr Feiertage, die allen Glaubensrichtungen gerecht werden, die in unserem Land zu finden sind. 

Sollte das zu viel sein, wäre doch ein Vorschlag, dass jede Religion die zwei wichtigsten Feste zum Feiertag ernannt bekommt, bei uns also Weihnachten und Ostern. Und wir Christen müssten dann eben aushalten, dass wir Fronleichnam nach Feierabend feiern, wenn wir das wollen, aber eben am Opferfest der Muslime auch nicht zur Arbeit gehen. 

Anlässe für weltliche Feiertage gibt es genug

Zum anderen müssten Bund und Länder endlich die weltlichen Festtage gesetzlich verankern, die auch heute noch großen Einfluss auf unsere Gesellschaft nehmen. Und das ist eben nicht nur die Wiedervereinigung, sondern auch das Weltkriegsende am 8. Mai, womit der Nationalsozialismus endlich endete. Oder was ist mit der Weimarer Verfassung, die am 14. August verkündet und durch die Deutschland erstmals demokratisch wurde? Gehört das nicht auch gefeiert? Das würde zumindest alle Menschen in Deutschland betreffen, unabhängig von der Religion. Klingt mehr nach Feiertag, oder? 

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