Meine Ode an... Gewitter!
oder: Was für ein Horror!?
Wenn es von nachtdunkel taghell wird, dann
mucksmäuschenstill und anschließend laut knallt, weiß man: Aha, mal wieder
Gewitter. Eigentlich ein ganz normales Wetterphänomen. Aber – vermutlich, weil
es einfach laut ist und selten – hat sich in der Menschheit eine tiefgreifende
Angst davor manifestiert. Und das verstehe ich auch. Mir wird auch immer ein
bisschen bange, wenn der Himmel sich zuzieht und die grauen Wolken irgendwie
nach Unheil aussehen.
Vor allem gibt es so viele Gerüchte! Wo ist man sicher? Im Haus?
Nein, natürlich nicht! Im Auto, weil Faraday’scher Käfig. Weil ich das auch mal
so in der Schule gelernt hab, zieht es mich unterbewusst immer in meinen Wagen.
Der steht zwar zwei Straßen weiter und ich müsste erst einmal hinlaufen – aber
für dieses Sicherheitsgefühl ist es mir wert. Diffus. Wenn ich in der Wohnung
bin, stehe ich bei Gewittern aber trotzdem am Fenster. Ich will den Feind im
Auge behalten können. Auch wenn ich vor lauter Schiss bei jedem Donner
zusammenzucke – irgendwas anderes machen als raus gucken ist emotional
schwierig.
Ich sehe nämlich bei Gewittern eine gewisse Ähnlichkeit zu
manchen Horrorfilmen. Nehmen wir mal den weißen Hai: Es liegt etwas in der
Luft. Alle spüren, das geht nicht gut aus, aber die Angst ist nicht fassbar. Am
Himmel ziehen erste Wolken auf (man stelle sich die leise Haimusik vor, die
langsam lauter wird). Die Wolken sind dunkel und sehen bedrohlich aus. Aber
sind sie das wirklich? Man weiß es nicht. Dadamdadamdadam. Sie kommen näher,
sind über einem. Ein kühler Wind zieht mit, immer stärker, die Gefahr wächst,
alle spüren es, keiner benennt es – es blitzt. Panik. Donner. Zucken. Vor
Schreck, nicht vor Strom.
Und dann diese Hintergrundgeräusche. Es rauscht überall als
würden Schnellzüge vorbeifahren, Außendeko klappert laut vor sich hin.
Dazwischen: Stille. Gar nichts. Als wäre die Akustik gestorben. Besonders
nachts kommt es mir oft so vor, als wären aus Gewittern die besten Ideen für
Geisterfilme entstanden.
Jetzt stellt euch mal vor, so ein Wetter zieht auf und ihr
seid draußen. Kein Faraday’scher Käfig, sondern nur Flachland und Bäume.
Scheiße, oder? Hatte ich auch letztens. Meine Familie um mich herum, die mich
beschwichtigen, während ich immer weiter in den Busch wachse, der hinter mir
steht. „Wenn der Blitz einschlägt, dann dort hinten“, sagte mein Bruder und
deutete auf einen Bauernhof 100 Meter weiter. Ja, okay. Aber schlägt das nicht
Funken? Und wieso laufen wir gerade auf dieses Haus zu, um vor dem Regen Schutz
zu suchen? Außen, unterm Dach? Mir war mehr als mulmig, als wir unter dem
Vorschlag standen und darauf warteten, dass das Gewitter ein wenig abzieht.
Sage und schreibe 60 Minuten hat der Spuk gedauert. Ehrlich, das war besser als
so manche Achterbahnfahrt. Adrenalin pur. Survivaltraining at its best!
Gerade gewittert es draußen auch. In den letzten Tagen stand
die Luft richtig schwül, man hätte sie durchschneiden können. Jetzt zieht
frischer Wind auf – auch wenn gefühlt gerade schon die Geisterstunde losbricht,
dabei ist es erst viertel vor zwölf. Die sollen sich auch mal an ihre Zeiten
halten. Ich hadere die ganze Zeit, meinen Laptopstecker aus der Steckdose zu
ziehen. Falls es knallt, dann richtig. Und dann überlegt von der Technik
letzten Endes wenig. Aber was ist dann mit Netfl-
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