Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... die Emanzipation!

...oder warum wir endlich mit den Klischees aufhören müssen

Letztens hat mich eine Freundin angerufen und von der "Party des Jahres" geschwärmt. "Du hättest echt dabei sein müssen", sagte sie und fing an, mir davon zu erzählen. Die Feier hatte ein Club organisiert, sie hieß "Girls Night Out". Zur Begrüßung gab es für jede Frau ein Glas Sekt für umme. Die Dekoration belief sich auf Pink und Gold. Alle Frauen, die einen Minirock oder ein kurzes Kleid trugen, bekamen einen Cocktail aufs Haus. Generell gab es nur Getränke, die "typisch Frau" sind: Sex On The Beach, Pina Colada, Wein, Sekt, Weibersöff. Die Playlist des DJs umfasste
Maria Alberto, Pixabay
ausschließlich Lieder, die sich mit Frauen beschäftigten. Aber eben nicht, weil sie toll, stark und wunderbar, sondern weil sie heiß sind. Ihr könnt euch vorstellen, was ich meine. Und zum Abschied bekam jede Frau eine quietschpinke Papiertüte in die Hand gedrückt mit Goodies. Darin? Creme, Parfümproben, Yogagutscheine, Kondome und Putzzeug. Männer durften übrigens auch rein. Wie meine Freundin das erklärt hat? "Naja, sie können den Frauen ja dort Getränke spendieren."

Meine Antwort, als die Freundin fertig mit erzählen war? "Nein, sicher hätte ich nicht dabei sein wollen." Während sie aufgezählt hat, wurde mir schon ganz anders. Denn meines Wissens nach sind Frauen heute deutlich weiter als das. Und die Tatsache, dass es solche Veranstaltungen immer noch gibt, ist beschämend. Noch schlimmer ist bloß, dass Frauen existieren, die gerne hingehen und das gut finden.

Wir sind doch gleichberechtigt? Mitnichten

Ich meine, gerade in diesem Jahr - 100 Jahre Frauenwahlrecht - sollte uns Damen doch bewusst sein, dass der Weg zur Gleichstellung schwierig war und ist. Eine kurze Bestandsaufnahme: Wir dürfen einerseits wählen, arbeiten gehen, ohne um Erlaubnis zu fragen, verhüten, Autofahren, uns frei bewegen und äußern, alleine wohnen, über unser Leben entscheiden. Aber die Medaille hat eine Kehrseite. Wir verdienen nämlich oft immer noch nicht dasselbe wie Männer für die gleiche Arbeit, wir werden doof angeschaut, wenn wir trotz Kind weiter arbeiten gehen oder statt Kind und Mann zu haben, gerne mit diversen Menschen Sex haben (Schlampenstempel). Wir müssen uns mit anderen Menschen auseinandersetzen, wenn wir uns gegen Kind und Ehe entscheiden und wir zahlen immer noch mehr in der Drogerie für dieselben Produkte, die Männer auch benutzen. Es ist also offensichtlich: Gleichberechtigung geht anders. Wir sind noch nicht am Ziel.

Das bekommen doch Frauen auch immer wieder zu spüren. Wie oft hatte ich beruflich schon Termine, bei denen ich von meinen Gesprächspartnern einfach mal geduzt wurde, weil ich eine junge Frau bin. Termine, bei denen ich mit den Worten begrüßt wurde: "Oh, Sie werden ja auch immer schöner." Bei denen Männer mir auf meine Brüste glotzen, ganz schamlos. Nein, sorry, will ich alles nicht. Ich will mich nicht weiblich und umworben fühlen, ich möchte in solchen Momenten einfach den Respekt, den jemand in meiner Position verdient hat. Egal, ob Mann oder Frau. Und auch über den beruflichen Kontext hinaus möchte ich nicht behandelt werden wie ein ahnungsloses Mäuschen, sondern wie ein Mensch, der mit beiden Beinen im Leben steht. Niemals sollte es da eine Rolle spielen, welches Geschlechtsteil ich habe. (Und wer jetzt denkt, oho, da ist aber jemand wütend und hat ein gekränktes Ego, der sollte sich mal fragen, wie es wäre, selbst so behandelt zu werden.)

Jeder sollte sein Leben frei gestalten dürfen

Umso mehr erschreckt mich, dass es Frauen gibt, die in Emanzipation keinen Bedarf sehen. Es gehe ihnen doch gut, heißt es immer. Aber reicht das? Eine andere Antwort höre ich auch öfter: "Ich bin doch froh, dass ich irgendwann den Job hinschmeißen und mich um mein Kind kümmern kann. Mein Mann kann mich ja versorgen. Warum also für Emanzipation kämpfen?" Ganz einfach: Weil durch die Emanzipation die Frau bewusst die Entscheidung treffen kann, es so zu machen. Niemand soll mehr in ein Rollenbild gezwungen werden, sondern soll selbst wählen dürfen, welchen Weg er geht. Das ist doch die wahre Gleichberechtigung. Dass jeder über sein Leben bestimmen kann, wie er möchte. Ohne Vorurteile, ohne Kampf, mit Chancengleichheit.

Und traurig ist es auch, dass es solche Veranstaltungen gibt. Vielleicht mag ich als Frau ja gar kein Pink. Soll es geben. Vielleicht trinke ich gerne Bier, gehe am liebsten zu Hardrock ab und nutze gerne Partys, um mir einen Kerl aufzureißen, nicht andersrum. Was ich darüber hinaus schon mal gar nicht haben kann, ist Putzmittel als Geschenk. Bitte, was soll das? Warum nicht lieber einen Schraubenzieher oder eine Parkscheibe? Viel nützlicher und deutlich weniger klischeebeladen.

Kein Vollblufeminismus, sondern der Kampf für Gleichberechtigung

Das klingt jetzt natürlich so, als sei ich Vollblutfeministin. Klar, Feministin bin ich - sollte übrigens jeder ein bisschen sein, geht ja eben um Gleichberechtigung. Aber eigentlich bin ich bloß eine Frau Mitte 20, die stolz darauf ist, dass sie den Beruf ausüben darf, den sie immer ausüben wollte. Ich bin stolz, dass ich mein Geld selbst verdiene und mir meine Getränke oder meinen Eigentum selbst leisten kann und keinen Mann brauche, der mich finanziert oder mir schöne Dinge kauft. Ich bin stolz, mein Leben selbst zu meistern und die Entscheidungen darin komplett selbst treffen zu dürfen und zu können.

All das habe ich meiner euphorischen Freundin auch gesagt. Und ihre Reaktion hat mich ein bisschen milde gestimmt, denn sie hat mir Recht gegeben. Zumindest ein bisschen. Pink und Sekt und so seien schon okay, sagt sie. Aber Putzmittel fand sie dann doch ein bisschen frech.

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