Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... Weihnachtsstress!

Oder: Warum Besinnlichkeit manchmal harte Arbeit ist

Zwei Tage vor Heiligabend. Ich saß im Zug von Bayern in meine Heimat und er ist voll. Wirklich, bis auf den letzten Platz. Was einen vor Weihnachten nicht wundert, ist normalerweise absolut verwunderlich, denn wann ist ein Zug schon so ausgebucht? Mir fällt außer der Weihnachtszeit nichts ein. Und ich finde, an diesem Punkt erkennt man ziemlich gut, was Weihnachten neben Besinnlichkeit, Ruhe und Familiarität noch bedeutet: Stress.

Das merke ich auch immer wieder, wenn ich mit meinen Freunden oder auch Fremden über das Fest rede. Zwar steht im Vordergrund, wie sehr man sich darauf freut – auf die Lichter, den Duft, das Festessen, die Verwandten, den Tannenbaum und nicht zuletzt auch die Bescherung – aber im Nachhinein oder sogar schon im Nachsatz hört man immer wieder, dass noch etwas Anderes mitschwingt. Die Leute sind eben auch froh, wenn es vorbei ist und der Alltag zurückkehrt.

Aber was macht Weihnachten so stressig, dass man froh ist, wenn wieder im üblichen Trott ist statt zu feiern? Zum einen natürlich das Geschenke kaufen. Das muss man nämlich zusätzlich zum Alltag in der Adventszeit gemeistert bekommen. Was gar nicht mal leicht ist, weil die Innenstädte vor Weihnachtsmärkten und entsprechend Menschen überquellen. Gerade diejenigen, die erst auf den letzten Drücker Geschenke shoppen, haben meist schlechte Karten. Nicht nur, was die besten Geschenke betrifft – die sind dann oft schon weg – viel schlimmer ist, dass die Geschäfte aus allen Nähten platzen, weil gefühlt ganz Deutschland auf der Suche nach hübschen Sachen ist. Man muss sich durchdrängeln und die Schlangen sind so lang, dass man sich vorkommt wie im Freizeitpark in der Warteschlange vor der coolsten Achterbahn. (Hier empfiehlt sich tatsächlich Online-Shopping. So viel entspannter!)

Doch nicht nur die Geschenke werden wie wild gejagt, auch Lebensmittel sind vor Weihnachten hoch im Kurs. Schließlich haben die Geschäfte sage und schreibe zweieinhalb Tage (!) zu. Da rennt man selbstverständlich einen Tag vor Heiligabend noch mal in den Supermarkt und kauft, was das Zeug hält. Dumm nur, wenn das jeder macht, denn dann bleibt nicht mehr viel übrig. Und so artet auch das übliche Einkaufen in fürchterlichen Stress aus (vor allem wenn es um Raclette-Käse geht).  

Ein Stressfaktor, den man nicht unterschätzen sollte, ist auch die Familie. Das fängt schon im November (oder sogar noch früher) an, wenn es darum geht, bei wem jetzt wie gefeiert wird. Bei meiner Familie? Bei der Familie meines Freundes? Wer an welchem Tag? Einmal waren wir sogar so wahnsinnig, an Heiligabend beide Familien – eine im Saarland, eine inmitten von Rheinland-Pfalz – unter einen Hut bekommen zu wollen. So viel Stress hatte ich zuvor in meinem Leben selten erlebt.

Dann muss man anreisen. Das geht entweder, so wie ich es mache, im vollen Zug. Oder auf der vollen Straße mit dem Auto, wo man unter Umständen stundenlang im Stau steht, weil jeder das Auto nimmt. Die Züge sind ja schließlich ausgebucht. Wer bis zum 23.12. arbeiten muss, hat auch die leidliche Situation, dass er oder sie durch dieses Verkehrschaos muss und es nicht umgehen kann. Ich fahre nicht umsonst zwei Tage vor Weihnachten. Das ist zwar auch stressig, aber ertragbar.

Vor Ort tauchen wieder ganz andere Probleme auf. Es wird alles festlich vorbreitet, was Spaß macht und wirklich ein bisschen Besinnlichkeit bringt, aber die Vorbereitung des Festessens artet meistens wieder in Stress aus. Sei es für die gesamte Familie oder nur für den Kochenden, der seinen Ärger an allen anderen auslässt.
Seht ihr, wir sind gerade mal bei Heiligabend angekommen und die Stressfaktoren sind jetzt schon enorm!

Heiligabend selbst birgt wenige Risiken. Außer das mit dem Kochen natürlich. Und vielleicht noch die Geschenkübergabe, bei der ein Patzer direkt für schlechte Laune sorgen kann. Aber wenn sich alle ein bisschen zusammenreißen, wird es trotzdem schön. Schlimmer wird es am zweiten Weihnachtsfeiertag, wo man sich schon mehrere Tage nicht aus dem Weg gehen kann. Nicht selten höre ich von meinen Freunden nach Weihnachten: „War zwar toll, aber irgendwann geht man sich doch auf den Keks.“ Stimmt. Denn um Weihnachten hat man wirklich wenige Ausweichmöglichkeiten. Man hockt sich auf der Pelle, mehrere Tage. Nur um abschließend festzustellen, dass es sich zwar gelohnt hat, aber man auch froh ist, dass es bis um nächsten Weihnachten wieder ein Jahr dauert.


gänseblümchen  / pixelio.de
Wer jetzt denkt, dass ich hier ganz schön meckrig und pessimistisch daher schreibe, der sollte weiterlesen (und sich mal an die eigene Nase fassen, denn ein bisschen kennt das Phänomen Weihnachtsstress doch jeder). Weihnachten ist nicht nur Stress. Wäre das so, würde man es nicht mehr feiern. Alle würden diesen Tag alleine Zuhause verbringen und der Feiertag wäre längst abgeschafft, aus Burnout-Gründen. Nein, Weihnachten hat natürlich auch seine schönen, grandiosen, wunderbaren Seiten. Man sieht zum Beispiel die Heimat oder zumindest die Familie wieder. Und ist nett zueinander. Man vergisst, dass man eigentlich Kalorien zählt. Man kann Menschen mit Geschenken beglücken und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und man kann nicht zuletzt auch einige Tage aus dem Alltagstrott fliehen. Klingt ja erstmal verlockend. Genau das sollte man genießen, bis der Stress doch wieder überhand nimmt. Und sich immer wieder daran erinnern. 

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