Seriencheck! Sex and the City

Attention please: Wer Sex and the City selbst noch schauen will oder das Ende noch nicht kennt, sollte an dieser Stelle gar nicht anfangen zu lesen, denn es wird definitiv einige Spoiler geben. 

https://www.youtube.com/watch?v=g9Mx2OLnoGI

Früher in meiner Jugend habe ich Sex and the City geliebt. Es war die erste Serie, zu der Zugang bekam und die ich Folge für Folge verschlungen habe. Carrie Bradshaw, die Protagonistin, war lange Zeit (traurigerweise) mein Vorbild und hat mich zum Träumen bewegt. Ich wollte auch eine Kolumne haben, teure Schuhe und Kleider kaufen können, ein wunderschönes, kleines Apartment in einer belebten Stadt und Freundinnen haben, mit denen man über Männer, Sex und Krisen reden kann.

Viele Jahre später sieht mein Leben folgendermaßen aus: Ich bin Journalistin, blogge (was ja so ähnlich ist wie eine Kolumne), habe meinen Schuhtick glücklicherweise überwunden, lebe seit Jahren mit meinem Freund zusammen und habe auch großartige Freundinnen und Freunde gefunden. Aber insgesamt ist alles, Gott sei Dank, sehr viel bodenständiger und normaler als bei den vier Frauen.

Denn im Augenblick habe ich wieder mit der Serie begonnen. Zum dritten Mal. Aber zum ersten Mal schaue ich die Serie mit einer gewissen Skepsis. Die kam gar nicht bewusst, sondern mit jeder Folge wuchs sie unweigerlich an. Anscheinend bin ich selbst zu einem Punkt im Leben gekommen, in dem ich die Serie nicht mehr so ernst nehmen kann wie früher. Im Gegenteil, inzwischen stören mich sogar einige Dinge.

Aber worum geht es eigentlich? Sex and the City dreht sich um vier New Yorker Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, die allerdings trotzdem eine tiefe Freundschaft verbindet. Und nicht nur das: Auch die Männergeschichten verbinden sie. Deshalb wird vorzugsweise in jeder Folge viel über Sex und wenig über Liebe gesprochen. Pro Folge steht dabei ein Schwerpunkt im Fokus. Sei es eine erektile Dysfunktion, Treue, das Ménage à Trois oder Muttersöhnchen (und ich bin gerade erst wieder bei Staffel zwei).

Und aus diesen Gründen mochte ich die Serie auch immer. Sie war (gerade für ihren Ursprung in den 90ern) modern, witzig und zeigte Frauenbilder, von denen sich manche Menschen heute noch eine Scheibe abschneiden sollten. Zum Beispiel Samantha, die macht, was sie will und sich von der Gesellschaft nichts vorschreiben lässt. Oder Charlotte, die die Liebe trotz Enttäuschungen nicht aufgibt. Oder Miranda, die Karriere und Kind unter einen Hut bekommt und sich bemüht, trotz aller Anstrengung glücklich zu sein. Aber sie hat eben auch ihre Schwächen.

Zum Beispiel die Oberflächlichkeit. Frauen werden abserviert, weil sie mal heiraten wollen. Männer werden abgesägt, weil sie zu nett sind - oder weil sie einen gemeinen Spruch bringen. Grundsätzlich gehen also zarte Liebespflänzchen ein, weil die Menschen sich in dieser Serie nicht drauf einlassen wollen oder können. Das Next-Prinzip eben. Das mag zwar auch gerade in der heutigen Zeit einen Funken Wahrheit beinhalten, aber insgesamt ist das doch sehr überholt. Vor allem wenn das Folge für Folge passiert. Außerdem stört mich sehr, dass die Frauen ihr Leben und ihre Gespräche von Männern und Shopping definieren lassen. Als hätte man keine anderen Probleme.

Aber auch die Realitätsferne stößt mir inzwischen auf. Carrie Bradshaw schreibt eine Kolumne einmal die Woche, tut beruflich sonst nichts und kann es sich leisten, in einem Manhatten-Apartment zu leben, Designwaren zu kaufen und die coolsten Bars und Restaurants zu gehen. Wie bitte soll das gehen? Bei Galeristin Charlotte, Anwältin Miranda oder PR-Beraterin Samantha ist das ja noch vorstellbar, aber als Kolumnistin? Außerdem ist es irgendwie weit hergeholt, dass eine Beziehung mit einem Mann, dessen Namen man nie erfährt und zu dem etliche Beziehungsversuche kläglich gescheitert sind, am Ende doch der eine Mister Big ist, mit dem man vor den Traualtar tritt. Manche Handlungsstränge sind eben doch eher Traum als Realität - schade.

Zu guter letzt aber stört mich inzwischen am meisten Carrie selbst. Ein Charakter, der Hauptcharakter sogar, der sein Leben irgendwie nicht richtig auf die Reihe bekommt, ständig auf die falschen Männer reinfällt, ihre große Liebe trifft und es jedes Mal ordentlich gegen die Wand fährt. Alleine ihre Ausraster, die auf Kleinigkeiten beruhen und durch ein normales Gespräch geklärt werden könnten, nerven enorm. Man möchte sie jedes Mal schütteln und fragen, ob sie weiß, was sie da tut. Deshalb ist es ab Staffel drei spätestens frustrierend zu sehen, wie sie sich jedes Mal verrennt.

Abgesehen davon wird es aber von Folge zu Folge besser. Die Chemie der Frauen ist großartig und es werden Dinge thematisiert, die einem auch heute noch die Röte ins Gesicht treiben. Außerdem ist die Serie zu keinem Zeitpunkt homophob, im Gegenteil. Sexualität wird in allen Facetten beleuchtet, ohne jemals abwertend zu werden. Das ist für die 90er Gold wert. Ihr merkt also: Die vier Frauen hängen mir doch noch ziemlich am Herzen. Und obwohl ich weiß, dass Carrie ihren Big am Ende heiraten wird, ist es jedes Mal eine Freude, in ihre Welt zu schauen. Und ich fiebere auch insgeheim nach wie vor einem dritten Kinofilm entgegen, den ich gucken werde, auch wenn vermutlich ähnlich schlecht ist wie der zweite Kinofilm.

Als kleines Goodie - und weil das Thema es einfach enorm anbietet - habe ich für euch einen Psychotest erstellt. Seid ihr Carrie, Miranda, Charlotte oder Samantha? Auflösung folgt unten. :-)

1. Du wirst auf der Straße angesprochen - wie reagierst du? 
a) Du fühlst dich geschmeichelt, verabredest dich und träumst den ganzen restlichen Tag von eurer gemeinsamen Zukunft
b) Du checkst die Person genau ab, aber wenn sie attraktiv genug ist, verabredest du dich - ohne einen Hehl aus deinem sexuellen Interesse zu machen.
c) Du hast einen zynischen Spruch auf den Lippen, weil du gerade keinen Bock auf Männer hast.
d) Du verabredest dich, wenn der Funke überspringt, und bist offen für alles.

2. Was könnte dir schon mal passiert sein? 
a) Du hast deinen Partner bezüglich Zukunftsplänen schon mal so in die Enge getrieben, dass er dich verlassen hat.
b) Du hast dich mal verliebt - wie beängstigend!
c) Du warst ganz schön barsch - was deinen Partner eingeschüchtert hat.
d) Du hast deinem Partner eine heftige Szene gemacht, weshalb dir dein Partner auch öfter mal dramatisch hinterher rennt.

3. Du trägst am liebsten...
a) verspielte Kleider, edlen Schmuck, süße Pumps.
b) sexy Kleider mit viel Dekolleté, verführerische High-Heels und roten Lippenstift.
c) Hosenanzüge oder sportliche Outfits, dazu auch gerne nicht allzu lange Haare.
d) Komplett zusammengewürfelte Kleidung - von Flohmarkt bis Gucci ist alles dabei.

4. Wie stellst du dir deine Zukunft vor? 
a) Verheiratet mit dem Traummann, zwei Kinder, großes Eigentumswohnung.
b) Zügellose Freiheit und Karriere.
c) Karriere, Kind und Mann, aber bitte nicht in einem Kaff.
d) Die eine große Liebe heiraten.

5. Welche Beschreibung trifft dich am besten? 
a) Verspielt, naiv, romantisch, willensstark, zielstrebig.
b) Selbstständig, selbstbewusst, emotional verschlossen, charmant, offen.
c) Zynisch, pragmatisch, schlagfertig, loyal, ängstlich.
d) Launisch, romantisch, wild, abwechslungsreich, ruhelos.

6. Wie wäre dein Traummann? 
a) Charakter wichtiger als Optik, liebevoll, fürsorglich.
b) Jung, attraktiv, leistungsstark.
c) Witzig, herzlich, offen.
d) Unnahbar, beschützend, charmant.

7. Wie verbringst du am liebsten deinen Abend? 
a) Ich koche oder trinke gerne Cocktails mit meinen Freundinnen und gehe früh schlafen, schließlich muss ich morgens arbeiten.
b) Ich gehe in eine Bar, flirte und schleppe mindestens einen Mann ab.
c) Ich schaue mir über Netflix meine Lieblingsserien an, futtere Chips und schlafe auf der Couch ein.
d) Ich besuche hippe Bars, flirte und ziehe weiter in einen neu eröffneten Club.

Jetzt die Buchstaben zählen. Die meisten Buchstaben führen zur Zuordnung.

Am meisten A: Du bist eindeutig Charlotte am ähnlichsten. Du bist verträumt, glaubst an die große Liebe und findest Wörter wie "ficken" vulgär. Stattdessen wünscht du dir deinen Traummann herbei, wobei die Optik dabei eine viel geringere Rolle spielt als der Charakter. Solange er noch nicht da ist, gibst du aber immerhin jedem Mann die Chance, der richtige zu sein.

Am meisten B: Du hast Ähnlichkeiten mit Samantha. Die freiheitsliebende PR-Agentin tut was sie will und hat Spaß dabei. Insbesondere mit Männern. Aber sie ist auch tolerant, offen und weiß, was sie will. Eine starke Frau eben.

Am meisten C: Du zeigst ähnliche Charakterzüge wie Miranda. Sie ist zynisch, laut, frech - aber wenn man sie erst einmal besser kennt ist sie liebenswert und herzlich. Sie wünscht sich am meisten, dass es ihrer Familie gut geht, sie sich aber trotzdem selbst verwirklichen kann.

Am meisten D: Du bist ein bisschen wie Carrie: Manchmal verrennst du dich im Leben und liebst das Drama, aber immer mit dem lobenswerten Ziel, dich nicht verbiegen lassen zu wollen. Insgesamt ist Carrie verträumt, romantisch, glaubt an die große Liebe, aber nicht, ohne den Spaß auf der Suche zu vernachlässigen.

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