Mein Plädoyer für... journalistisches Selbstbewusstsein!

oder: Warum Selbstbewusstsein lernbar ist!

"So, Mareike, nächste Woche darfst du auf die Gemeinderatssitzung gehen." Während mein Chef mich freundlich anlächelte, als hätte er mir damit den Weg zur nächsten Karrierestufe aufgezeigt, unterdrückte ich eine Panikattacke. Ich war damals 17, ein halbes Jahr freie Mitarbeiterin bei der Zeitung und der Gedanke, mich vor knapp 20 mittelalten Männern behaupten, mich ins Gemeindegeschehen schalten und letztlich darüber schreiben zu müssen, sorgte fast für einen Atemstillstand. So etwas hatte ich noch nie getan! Und es würde wenig hilfreich sein, wenn ich (mit unfassbar jungen 17 Jahren) wie ein Mäuschen in der Ecke saß und mitschrieb.

Aber um keinen schlechten Eindruck zu machen, sagte ich zu. Ganz nach dem Motto: Wird schon werden. Im Nachhinein naiv, denn ich hatte das Selbstbewusstsein eines Mäuschens.


S. Hofschlaeger  / pixelio.de 
Mit wackligen Knien und einem Puls von nahezu 200 ging ich in der kommenden Woche also zur Gemeinderatssitzung. Ich hatte mir nicht zu viel versprochen: Viele Männer, der jüngste Mitte 40, die mit mir erst einmal nichts anfangen konnten. Ich erklärte kurz, wer ich war und warum ich hergekommen bin, um dann meinen Job zu machen. Immerhin musste ich keine dummen Kommentare einstecken. Anschließend schrieb ich den Text runter - ich hatte schon bessere abgegeben, aber er war auch nicht schlecht - und meisterte meine Aufgabe erstaunlich souverän.

Innerlich glühte ich vor Stolz. Inzwischen ist das sechs Jahre her und ich hatte etliche dieser Sitzungen oder ähnliche Termine, bei denen ich mir erst einmal Respekt einfordern musste. Ohne Selbstbewusstsein geht das nicht. Das heißt also: Mein Job fordert von mir, dass ich so etwas mitbringe - oder lerne. Und nicht nur mein Job, Journalistin, fordert das - vielen Menschen geht das in ganz anderen Branchen genauso. Sich präsentieren, behaupten und durchsetzen zu können, ohne vor Scham im Boden zu versinken, ist da ein Muss. Dass das hart sein kann, habe ich im Laufe der Jahre nicht nur einmal erlebt. Aber es gibt Tricks, mit denen ich mir das mit dem Selbstbewusstsein leichter gemacht habe:

Geht nicht, gibt's nicht. 
Manchmal bekommt man Aufgaben, die man sich nicht zutraut. Das kann eine Präsentation sein, ein schwieriges Projekt oder etwas völlig Neues, das man noch nie gemacht hat. Trotzdem: Nein sagen kommt gar nicht in Frage! Besser, man probiert sich aus und lernt dazu, statt es gleich abzulehnen. Denn zum einen sorgt die Einstellung "Ich schaff das" meistens schon von alleine dafür, dass es klappt. Schafft man es, hat man etwas dazu gelernt - und kann stolz auf sich sein! Zum anderen ist der Versuch auch Gold wert, schließlich beweist es, dass man sich Mühe gegeben hat. Außerdem bekommt man durch das Scheitern einen guten Blick für seine eigenen Fähigkeiten. Und wo man vielleicht noch arbeiten kann.

Augen zu und durch
Es gibt Aufgaben, die nicht abschreckender sein können. Gerade solche, in denen man sich behaupten muss. Ein Vortrag, eine Ansprache, das Teilnehmen an einer fremden Runde oder das ganz banale Kennenlernen von fremden Menschen. Ein absolutes No-Go in diesen Situationen: Denken. Denn wenn man sich eine solche Situation genau vorstellt, tauchen auch all die Dinge auf, die schief gehen könnten. Da ist die Panik vorprogrammiert. Stattdessen: Kopf aus, Handeln. Beim Kennenlernen kann man nicht viel falsch machen und bei Vorträgen hat man vorher geübt. Schaltet man seinen Kopf ab, wird schnell klar: So schlimm ist es nicht! Außerdem wirkt man sehr viel selbstsicherer, wenn man nicht hinter seinen Ängsten zurück steht.

Kritik ertragen
Es gibt nichts fieseres als kritisiert zu werden. Je nachdem, in welcher Runde das passiert, kann Kritik sogar richtig demütigend sein. Aber konstruktive Kritik, also die, die einem tatsächlich zeigt, was man verbessern kann, ist tatsächlich mehr als hilfreich. So lernt man aus seinen Fehlern und kann beim nächsten Mal noch mehr aus sich rausholen. Nehmt also konstruktive Kommentare an, sie helfen euch, standfester und sicherer zu werden!

Learning by watching
Es gibt sie, die Menschen, die man grandios findet, wie sie sind. Die immer glänzen, egal, was sie tun und die gefühlt keine Fehler machen. Idole also. Wieso sollte man von ihnen nicht lernen? Zum Beispiel, wie diese Person auftritt, was sie ausmacht, was sie sein lässt. Manchmal sind es nur Nuancen, die aus einer zurückhaltenden eine strahlende Ausstrahlung machen.

Selbstgespräch
Mit Selbstbewusstsein hängt eng das Selbstwertgefühl zusammen. Für viele ist der Unterschied gar nicht klar. Deshalb hier nochmal kurz: Man ist selbstbewusst, wenn man hinter nichts zurück stehen muss, sich präsentieren kann und Ausstrahlung hat. Das Selbstwertgefühl dreht sich hingegen viel mehr darum, wie viel man sich selbst wert ist, dass man sich mag und pflegt und zu schätzen weiß. Selbstbewusstsein geht also nach außen, Selbstwertgefühl nach innen. Optimal ist natürlich, von beidem ausreichend zu haben, aber das ist natürlich nicht immer der Fall. Um beides zu trainieren, hilft es, sich immer wieder vor Augen zu führen, was man gut kann, was liebenswert ist und was man an sich mag. Das verbessert die Beziehung zu sich selbst - und fördert das Selbstbewusstsein!

Bestimmt das Setting
Je wohler man sich fühlt, desto mehr strahlt das auch nach außen. Habt ihr also eine Situation vor euch, in der ihr etwas machen müsst, das euch unangenehm ist, greift zu absoluten Wohlfühlklamotten, dem Lieblingsschmuck, den schönsten Schuhen etc. So müsst ihr euch gedanklich nicht auch noch mit eurem Outfit beschäftigen und könnt ganz konzentriert die Situation überstehen!

Nicht zuletzt dürft ihr aber nicht vergessen: So was braucht Übung. Kaum jemand ist beim ersten Mal in einer ungewohnten Situation total lässig. Im Gegenteil. Gebt dem ganzen Zeit, scheut euch nicht - und schon seid ihr bald so selbstbewusst wie nötig!

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