Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... die Krise!

...oder wir uns nicht wie Irre aufführen sollten

Vor vier, fünf Jahren saß ich mit meinen Großeltern in ihrem etwas altmodischen, aber sehr gemütlichen Wohnzimmer, als meine Oma plötzlich aus dem Nichts sagte: "Mein Kind, wie sehr hoffe ich, dass ihr niemals einen Krieg erleben müsst." Damit gebe ich ihr zu 100 Prozent Recht.

stux, pixabay
Doch durch sie und meine anderen drei Großeltern hatte ich einen Bezug zum Krieg und bin mit Menschen aufgewachsen, die diese Krise erlebt haben. Ich weiß von dem Horror, auch wenn ich ihn nicht erlebt habe. Aber inzwischen gibt es kaum noch Zeitzeugen und je jünger die Menschen sind, desto weniger wissen sie über Krisen.

Kein Krieg, aber eine Krise

Zwar haben wir gerade keinen Krieg, aber eine Krise. Eine, die so noch niemand von uns je erlebt hat. Wir sind unerprobt und dadurch ergeben sich Reaktionen, die nachvollziehbar, aber auch gefährlich sind.

Denken wir mal an den März, an den Anfang der Pandemie in Deutschland. Da herrschte vor allem Angst. Die Menschen waren überfordert mit der Situation, siehe Klopapier- und Nudelhamstern. Irgendwie dachten viele, die Welt würde untergehen, auch wenn die Politik etwas anderes sagte.

Im Film ginge die Welt unter

Meine Vermutung: Die Menschen kennen solche Szenarien nur aus Film und Serie und damit dort eine gewisse Dramatik entsteht, geht dort die Welt durch Pandemien und andere Krisen unter. Zumindest ein bisschen. Klar also, dass direkt wüste Worst-Case-Szenarien ausgegraben wurden.

Dann kam der Lagerkoller. Bei manchen sogar schon nach wenigen Tagen. Der Gedanke, dass wir jetzt in unseren Wohnungen festsitzen und nicht mehr wild durch die Gegend shoppen, Kaffee- oder Biertrinken und bei Festen gemeinsam ausgelassen sein können, drückte auf die Stimmung. Stattdessen nur noch Serienmarathons, Abende voller Telefonkonferenzen mit Freunden und Familie und: Ruhe. Das höchste der Gefühle ist plötzlich ein Spaziergang.

Die Realität wird ausgeblendet

Und im dritten Schritt, der jetzt gerade beginnt, folgt das Aufbegehren. Die Zahlen der Erkrankten gehen endlich zurück, der Weltuntergang bleibt aus - warum also Regeln befolgen, die sich gerade scheinbar überflüssig machen? Die Situation in anderen Ländern wird schlicht ausgeblendet, der eigene Radius schön klein gehalten.

Plötzlich gibt es Demonstrationen gegen das Infektionsschutzgesetz und die Corona-Verordnungen. Die Leute wollen sich wieder auf Festen betrinken, wieder ins Einkaufszentrum zum Shoppen und in großen Gruppen grillen. Sonst wäre für uns Deutsche doch der Sommer verloren! Das geht hin bis zu irgendwelchen völlig irren Verschwörungstheorien, von denen ich hier liebe gar nichts erwähnen möchte.

Nicht krisenerprobt und luxusbesessen

Merkt ihr was? Absolut nicht krisenerprobt und dabei sogar ziemlich luxusbesessen. Denn nichts anderes ist all das, was ich gerade genannt habe. Wir brauchen zum Überleben keine Feste, keine Shoppingtouren, keine Grillorgien, kein Café im Bistro nebenan. Das ist alles Luxus, den es zu schätzen gilt, wenn es ihn gibt. Was wir aber brauchen ist Gesundheit.

Und wenn wir jetzt nochmal an meine Oma und ihre Worte denken: Unsere Situation ist bedrohlich, aber popelig im Vergleich zu Krieg. Es fliegen keine Bomben, es werden nicht willkürlich Menschen getötet. Wir leben gerade nicht inständiger Angst.

Uns geht es gut

Trotzdem ist es eine Krise. Luxus fällt jetzt erst einmal aus und das ist okay. Denn: Uns. Geht. Es. Gut. Wir müssen uns bloß an ein paar Regeln, damit aus der überschaubaren Krise keine riesige wird - und wir gesund bleiben.

Eine Frau um die 90 Jahre sagte letztens auf dem Markt zu mir durch ihren Mundschutz: "Wissen Sie, ich habe den Krieg überlebt, dann werde ich auch das überleben." Und ja, verdammt, da hat sie Recht. Auch wenn das vielleicht erst einmal Verzicht bedeutet.

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