Mein Plädoyer gegen... die Sicherheit!

...oder: Entspannt euch mal!

Nichts im Leben ist sicher. Flugzeuge sind sicher? Das werdet ihr ganz anders sehen, wenn ihr ausgerechnet in dem sitzt, das abstürzt. Kondome sind sicher? Nur, solange sie nicht reißen. Euer Job ist sicher? Mag sein, solange das Unternehmen nicht Insolvenz anmeldet.

Photo by Olga from Pexels
Sorry für den harten Texteinstieg, aber er ist nötig. Denn Vielen ist gar nicht bewusst, dass alles im Leben an losen Fäden hängt und sich jederzeit ändern kann. Statt sich darüber klar zu werden, bauen die Menschen Luftschlösser und ruhen sich in ihnen aus, in der Hoffnung, dass kein Wind sie zerstört. Aber so läuft das im Leben nun mal nicht, zumindest bei den meisten. Und das ist gut so.

Ich bin selbst ein Sicherheitsfanatiker. Das heißt nicht, dass ich immer auf die sichere Bank setze, aber ich mag dieses diffuse Gefühl der Unsicherheit nicht. Am liebsten hätte ich gerne alles in trockenen Tüchern, immer. Aber letztens ist mir ganz bewusst geworden, dass ich mir dadurch selbst den Weg verbaue. Und damit meine Lebensqualität. Zum Beispiel der Job: Ich hatte im vergangenen Jahr eine Phase, in der ich absolut nicht wusste, wie es weitergeht. Damit hing ich völlig in der Luft, obwohl ich ganz gerne mit beiden Füßen auf dem Boden stehe. Jetzt könnte ich natürlich den gesamten Sommer vor innerer Unruhe zusammenbrechen können - oder durchatmen und so dem, was da kommt, entspannt entgegen sehen. Ganz hinbekommen habe ich es zwar nicht, aber hey, ich habe inzwischen einen großartigen Job.

Diese Unsicherheiten lassen sich natürlich auch auf Zwischenmenschliches übertragen. Am Anfang meiner Beziehung war nichts klar, lange nicht. Aber: Es hilft nicht, irgendwas zu überstürzen. Das haben wir uns bewusst gemacht. Lieber drei Gänge langsamer fahren und später voller Überzeugung etwas Festes eingehen, als gnadenlos gegen die Wand zu crashen und damit die Chance auf etwas Schönes zu vergeben. Weil Beziehungen auch nicht sicher sind.

Ihr merkt schon: Die Situationen lassen sich per se nicht ändern, aber der Umgang damit. Wobei diese Beispiele tatsächlich absolut instabile sind. Statt also daran zu verzweifeln, beschließe ich, auch künftig das Beste daraus zu machen. Dafür braucht es eben bloß Grundvertrauen und Mut.

Gefühlte Sicherheit? Dann lieber Freiraum!

Das gilt umso mehr für Situationen, die uns wirklich stabil vorkommen. Der eingefahrene Job, die lange Beziehung, die hässliche, kleine Mietwohnung, der Wohnort. Denn diese Dinge stellen uns wahrhaftig vor ein Problem. Wir müssen uns entscheiden, zwischen Sicherheit und Träumen. Das fällt richtig schwer. Klar könnten wir weiter in dieser Position arbeiten, läuft ja irgendwie. Macht uns das aber nicht glücklich, sollten wir den Mut aufbringen und aus der Komfortzone, der Sicherheit, heraustreten und uns etwas Neues suchen.

Genauso ist es mit Menschen. Natürlich könnten wir die Freundschaft mit xy beibehalten. Lieber ein schlechter Freund als keiner. Nur ist das rational gesehen völliger Quatsch. Wie gesagt, nichts ist sicher. Und nichts muss sicher sein. Ihr habt auch Handlungsspielraum, nicht nur die anderen. Damit können wir alle unser Leben gestalten. Unsicherheit ist also auch gleichzeitig Freiraum. Nutzt das. Beides ermöglicht euch, ein Leben zu führen, das euch richtig glücklich macht.

Apropos glücklich, hier noch eine Anekdote dazu: Vor fünf Jahren saß ich mit meinem damaligen Freund und meiner Clique in unserem Wohnzimmer, Hausparty. Ein Kumpel von mir, nennen wir ihn mal Bernd, war ebenfalls mit seiner Freundin da. Dass er sich mal in mich verguckt hatte, wusste ich. Dass es noch immer so war, nicht. Woran ich es merkte? Angetrunken saß er neben mir und sagte mir mit relativ deutlicher Lautstärke ins Ohr: "Also wenn ich wüsste, du würdest mich wollen, würde ich sofort mit dir durchbrennen. Aber weil ich weiß, dass du das nicht tust, bleibe ich bei meiner Freundin. Sie ist die sichere Variante." Krass, oder? Natürlich hat besagte Freundin das auch gehört und Polen war offen. Zu Recht.

An dem Abend habe ich mir vorgenommen, mein Leben anders zu gestalten. Ehrlich zu sein und mutig. Daran arbeite ich bis heute, aber ich kann euch auch sagen: Nichts ist zwar sicher, aber damit bin ich ganz glücklich.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die besten Songs... gegen nervige Menschen!

Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... den Feiertagsirrsinn!

Reisecheck! Die Costa Daurada...