Mein Plädoyer fürs... Loslassen!

...oder warum wir es manchmal zu sehr wollen und wie wir es dann trotzdem schaffen


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Immer, wenn ich dieses Lied höre, zieht sich in mir etwas zusammen. "Let it go, let it go", trällert Demi Lovato im Soundtrack zu Frozen und mein Kopf ergänzt immer: Wie denn, wie? Das ist nämlich gar nicht so leicht.

Der Grund ist eigentlich ganz simpel: Wir wollen ja nicht den nervigen Herr Petersen von gegenüber loslassen, der uns immer mit seinen käsefüßigen Schuhen vor der Wohnungstür und der lauten Technomusik nachts um halb drei genervt hat. Ist der plötzlich weg, veranstalten wir eine Fete. Trennungsschmerz? Eher nicht. Was wir loslassen wollen sind Menschen und Dinge, die uns mal etwas bedeutet haben. Der Schwarm, der sich aus heiterem Himmel nicht mehr meldet, zum Beispiel. Die Freundin, die voller Leidenschaft mit unserem Partner in die Kiste gehüpft ist. Oder der Verlobungsring, den uns unser Ex geschenkt hat.

Gefühle können paradox sein

Aber warum fällt uns das so schwer? Gibt ja meistens gute Gründe, warum wir auf den Menschen oder die Sache verzichten könnten. Ganz so leicht ist es aber nicht. Denn sobald Gefühle im Spiel sind, wird es schwierig bis hin zu paradox. Haben wir eine positive Verbindung zu etwas oder jemandem, können kleine negative Aspekte direkt das Bild verzerren. Oder einfacher ausgedrückt: Es läuft gut, er/sie/es sagt etwas Blödes und schon rattert es im Kopf. Womit man es sich ganz schön zerdenken kann.

Nun funktioniert das dummerweise auch andersherum. Haben wir eine enge Beziehung zu jemandem oder etwas, die - warum auch immer - kaputt geht, sind die guten Gefühle ja nicht einfach ausgelöscht. Statt die Situation also im Gesamtkontext zu sehen (war mal gut, jetzt ist es das nicht mehr), bleibt irgendwo die Erinnerung an die schöne Zeit und damit die Hoffnung, dass sie wieder kommt. Und damit ist das Loslassen äußerst schwierig.

Wie klappt das jetzt trotzdem?

Dazu kann ich euch eine Anekdote erzählen. Ich hab einmal einen Typen kennengelernt, der mir über die Zeit enorm gut gefallen hat. Braune Haare, blaue Augen, groß, liebe- und humorvoll. Unsere Dates waren super, aber irgendwie waren wir beide so unsicher, dass wir uns die ganze Sache wirklich zerdacht haben (so viel zum vorherigen Punkt). Während ich dem Ganzen aber immer noch eine Chance geben wollte, blockte er ab. Ich hing ständig in der Luft, ohne zu wissen, woran ich war. Und das tat weh. Das einzige, was ich zu diesem Zeitpunkt wollte, war einfach loslassen können. Besagten Typen in die Wüste schicken, nicht nur faktisch, auch gedanklich. Erzwungen funktioniert das aber nicht.

Die Pointe: Nach einer Woche Funkstille führten wir ein Gespräch über die Situation. Was uns jeweils störte. Endlich konnte ich mal meinen Standpunkt sagen und bekam seinen zu hören. Es war so ein richtig beschissenes Gespräch, das noch mehr wehtat. Ich dachte wirklich, ich gehe mit gebrochenem Herzen nach Hause. Aber Pustekuchen. Als ich auf dem Heimweg war, fühlte ich mich unendlich leicht. Weil mir bewusst wurde, dass das Negative einfach überwiegt. Dass er mir tatsächlich nicht gut tat. Nur musste das erst einmal vom Kopf im Herzen ankommen. Und schon schwebte der Kerl aus meinen Gedanken. Einfach so. Auf nimmer wiedersehen.

Immer schön realistisch bleiben

Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass das Romantisieren nichts bringt. Positive Eigenschaften gehören nicht in den Vordergrund, wenn sie nicht mehr aktuell sind. Solche Tendenzen sollten sofort gestoppt werden. Ja, der Typ mag mal wirklich liebevoll und zuvorkommend gewesen sein. Betonung auf: gewesen sein. Ist er nicht mehr, immerhin meldet er sich nicht mehr bei euch. Die Freundin war die beste Zuhörerin? Richtig, war. Immerhin ist sie mit eurem Freund ins Bett gesprungen. Der Antrag damals war wirklich romantisch? Stimmt, aber der Typ, der ihn euch geschenkt hat, ist eine Pfeife. Klar, diese Denkweise wird nicht auf Anhieb funktionieren. Aber die negativen Aspekte tauchen ja meistens nicht alleine auf. Wenn ihr euch also wirklich bemüht, die rosaroten Gedanken gegen die realistischen auszutauschen, seid ihr auf einem guten Weg. Und schon schwebt Schwarm/Freundin/Verlobungsring oder alles andere, was euch triezt, ganz sanft davon. Let it go.

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