Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... Partys!

...oder warum mit dem Älterwerden und vor allem dem Job auch das Feierverhalten ein anderes wird

Free-Photos auf Pixabay 
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Party. Damals war ich 16 Jahre alt und ging mit der Clique meines Ex-Freundes in einen Club - tatsächlich ganz legal, gab es doch diesen Wisch, der einem mit Begleitung auch in dem Alter schon das feiern erlaubte. Es liefen Charts, überall flackerten bunte Lichter und wir tanzten ganz vernünftig bis 0 Uhr, bevor wir mit einem Taxi zurückfuhren. Am meisten prägte sich dieser eine Moment ein: als um kurz nach elf "Levels" von Avicii lief und alle einfach nur abgingen. Ihr könnt euch vorstellen, ich hatte Blut geleckt.

Auch die nächsten Jahre zog es mich immer wieder auf die Tanzfläche. Mit den einen Freunden wurden es Elektro-Partys, mit anderen 90er-Feten. Einmal im Monat war ich unterwegs, manchmal schaffte ich es sogar gut gelaunt bis zum Sonnenaufgang.

Klar, das Studentenleben lud irgendwie dazu ein. Während die Clubs am Wochenende meistens aus allen Nähten geplatzt sind, konnte man unter der Woche super weggehen. Und über die Zeit wusste ich natürlich auch, wo es mir besonders gut gefiel. Heißt, meine Cliquen entwickelten einen Blick in die Szene und Vorlieben. Wir hatten die Zeit dazu. Außerdem darf man nicht vergessen: Wer in einer Großstadt wohnt, hat kurze Wege zum Feiern. Wenig aufwändig.

Der Aufwand ist größer geworden

Inzwischen sieht das ganz anders aus. Ich bin zwar "erst 25", wie es so schön heißt, aber viele Aspekte von damals treffen einfach nicht mehr zu. Wenn ich ordentlich feiern möchte, muss ich locker 50 Kilometer fahren oder woanders schlafen. Das ist schon mal überhaupt nicht meins. Der Aufwand ist größer geworden. Außerdem kenne ich die Szene nicht mehr. Wenn ich nochmal in Mainz bin, gehe ich auch gerne gelegentlich weg, aber selbst dort hat sich alles verändert.

Nicht zuletzt bin ich natürlich inzwischen auch voll berufstätig. Das müsste mich zwar am Wochenende nicht vom Feiern abhalten, aber ich muss schon sagen, dass ich es sehr genieße, mal zur Ruhe zu kommen. Das geht schlecht, wenn ich acht Stunden unterwegs bin und einen kompletten Tag Wochenende verschlafe oder sogar ausnüchtere. Die Zeit wird kostbarer. Dann lieber auf ein Gläschen Wein bei Freunden sitzen oder gemeinsam in der Kneipe versacken, das ist harmloser.

Wie fern ich dem ganzen inzwischen bin, habe ich ganz überraschend am Donnerstag gemerkt. Zu Halloween habe ich eine Freundin besucht. 50 Kilometer hin, also auch minimalst Alkohol trinken. Dann in all dem miteinander Quatschen noch genügend Motivation finden, zu unchristlichen Zeiten - nach 23 Uhr - das Haus zu verlassen, um durch die kalte Stadt zu ziehen. Das war schon ganz schön Überwindung. Als wir dann vor dem geplanten Club standen, war der so voll, dass wir hätten mehrere Stunden warten müssen. Spätestens da kam die Frustration - früher wäre ich einfach weiter gezogen. Und dann, als wir in der Kneipe saßen, auf die wir uns einigten, nervten mich irgendwann die anderen betrunkenen Gäste so sehr und ich wurde dermaßen müde, dass ich irgendwann völlig die Lust verlor.

Abwägen statt Reinstürzen

An diesem Abend merkte ich, dass mich der Job und das zunehmende Alter in dieser Hinsicht ganz schön verändert hatten. Einfach mal feiern gehen ist nicht mehr. Die Zeit ist am Ende zu kostbar, besonders, wenn sich irgendwelche Hindernisse in den Weg legen wie volle Clubs - und ich nicht einmal weiß, ob sich das Warten lohnen wird.

Womöglich werden wir mit der Zeit penibler und unflexibler. Vielleicht - und davon bin ich ja überzeugt - haben wir einfach eine bestimmte Phase, in der wir uns gerne ausleben. Eine Phase, die irgendwann ändert und durch eine andere Phase abgelöst wird. Das heißt ja nicht, dass der Feierwille völlig verschwindet. Auch ich gehe ab und zu dann doch gerne weg und lasse die Nature One, das größte Elektrofestival Deutschlands, seit Jahre nicht sausen. Aber die Dosis wird immer weniger, bis wir das bisschen Partyluft nicht mehr brauchen. Im ersten Moment vielleicht schade, aber letztlich auch okay.

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