Städtecheck: Den Haag!

Wer an die Niederlande denkt, hat automatisch Amsterdam im Kopf. Klar, geile Stadt, habe ich mir auch schon mal angeschaut. Aber was hat Holland noch zu bieten? Ich hatte da vor Kurzem Den Haag auf dem Schirm. Ganz plötzlich. Es konkurrierte mit Brüssel und Stockholm, aber weil letztere Stadt irre teuer ist und erstere mich dann doch nicht überzeugen konnte, wurde es Den Haag. Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. Denn die Stadt ist fein trotz klein. Wer - typisch Mittzwanziger - genug von zu vielen Optionen im Leben hat und trotzdem richtig was erleben möchte, der kommt nach Den Haag. Warum? Das steht hier: 
Blick aus dem Mauritshuis. Fotos: Mareike Keiper

Hörensagen: Ehrlich gesagt sehr, sehr wenig. Ich wusste, dass es die Stadt gibt, aber ich wusste nicht, wo sie liegt. Erst vor Kurzem habe ich erfahren, dass dort die niederländischen Royals ihren Sitz haben. Und noch neuer ist mir, dass sich dort der internationale Gerichtshof befindet. 

1. Eindruck: Gar nicht mal so toll. Zwar ist die Zugfahrt super, weil man so viele Grachten und Seen und Flüsse sieht, aber der Bahnhof in Den Haag erschlägt einen vor Chaos und Architektur. Alles total modern, aber ohne Charme. 

2. Eindruck: Wie ich mich geirrt habe! Den Haag ist unwahrscheinlich schön! Kaum um die Ecke gebogen, gibt es viel Wasser, alte, traditionelle Häuser und jede Menge darüber hinaus zu sehen. Gute Mischung aus modern und historisch, gefällt mir.

Wetter: Erfrischend wechselhaft. Vier Tage Regen sagte die Wetter-App vorab, aber trotz kurzer Schauer klart es auch schnell wieder auf, dank Nordsee. Regen sollte einen also nicht abhalten, das kann sich schnell ändern. Was cool ist: Es ist etwas wärmer als in Deutschland. Aber Wind gehört eben auch dazu, weil Meer. 

Restaurant Umami
Cafés, Bars und Restaurants: Dieses Mal habe ich keinen krassen Ess-Geheimtipp, sondern ein paar. Den Haag ist nämlich ganz schön abgefahren, was so etwas betrifft. Als ich mich am ersten Abend schlau gemacht habe, wohin ich gehen kann, habe ich fast ausschließlich Vier-Sterne-Bewertungen gefunden. Und das ist auch sichtbar, ich habe gegengeprüft: Die gut bewerteten Restaurants sehen auch tatsächlich wunderbar aus. Mein Tipp ist also, sich tatsächlich in der Innenstadt rund um den Binnenhof mal treiben zu lassen und das auszuwählen, das einen optisch anspricht. Wer unsicher ist, sollte mal die Google-Bewertungen checken, aber ich kann guten Gewissens sagen, dass es hier viele tolle Lokale gibt. Was ich aber ein wenig vermisst habe, ist authentische niederländische Küche. Die musste man hier leider suchen. 
Was ich euch übrigens an Cafés empfehlen kann, findet sich in der Prinsenstraat. Dort, heißt es, könne man gut shoppen (Lüge), was man dort aber definitiv gut kann, ist Kuchen essen. Unbedingt vorbei schauen, ganz zauberhafte Straße. 

Mein-Superinsider-Ess-Geheimtipp: Dieses Mal möchte ich euch zwar kein Restaurant explizit empfehlen, aber einen Trend, den ich hier beobachte: Social Dining. Heißt, man bestellt ein Gesamtpaket an kleinen Portionen und teilt sie mit den anderen am Tisch. Das geht tatsächlich auch alleine, wie ich testen durfte. Man bekommt drei bis fünf Gänge mit jeweils kleinen Leckereien und probiert sich durch. Gefällt mir sehr gut, weil ich gerne experimentiere und andere Küchen kennenlerne. Weil das in Den Haag viele Restaurants anbieten, gilt hier meine große Empfehlung, es selbst mal zu testen. 

Grachten in Den Haag

Frühstück: Ist in den Niederlanden enorm süß, aber sehr lecker. Dazu gehört, sich auf das Butterbrot Schokostreusel zu machen. Ja, ungesund und gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie super. Generell gehört es sich in Holland, ausgiebig zu frühstücken und dafür mittags wenig oder sogar nichts zu essen, damit abends genug reinpasst. Mit der Philosophie kann ich auch gut leben und Frühstückscafés gibt es einige. 

Schlafen: Da war ich länger auf der Suche, denn Den Haag ist auch nicht gerade günstig. Aber ich habe einen riesigen Glücksgriff gemacht, den ich euch gerne weiterempfehlen möchte: Das Boutique Hotel Corona. Es liegt hundert Meter vom Binnenhof entfernt und damit inmitten der Innenstadt. Fußläufig kommt ihr nahezu überall hin. Das Tolle am Hotel neben der Lage: Es ist wirklich schön gestaltet und die Zimmer gefallen mir außerordentlich gut. Jetzt habe ich zwar das Glück, ein neu renoviertes Zimmer (neben den Mülltonnen im Hinterhof) erwischt zu haben, aber es gibt echt nichts zu klagen. Und ich vermute, das ist in anderen Zimmern ähnlich. Und der Preis hält sich für vier Sterne in Grenzen: 400 Euro für drei Nächte als Alleinreisender. (Stockholm im Vergleich 800 Euro.) Also alles in allem richtig gut!

Grünes: Tatsächlich ist Den Haag per se ziemlich grün. Immer wieder finden sich schöne Parks, in denen es sich verweilen lässt. Ganz besonders empfehlen kann ich das Areal zwischen Friedenspalast und Madurodam, da ist ein riesiger Park. Aber auch der kleine Park vor dem Palast, der Paleistuin, ist schön und sogar künstlerisch gestaltet. 

Märkte: In Den Haag befindet sich der größte Markt der Niederlande, der Haagse Markt. Es ist ein großer Krammarkt, auf dem sich wirklich alles kaufen lässt: von Fisch über Gemüse und Klamotten bis hin zu Kosmetik. Er öffnet Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Gekauft habe ich außer eine Portion holländischer Pommes nichts, aber alleine der Gang über das Areal ist spaßig. 
De Passage

Shoppen: Da seid ihr in der Innenstadt gut aufgehoben. Den Start solltet ihr bei der grandiosen und wunderschönen De Passage machen, einer schmucken, eleganten Einkaufspassage. Dort sind zwar nicht so viele spannende Geschäfte drin, aber die Atmosphäre ist hinreißend. Auf der Grote Marktstraat direkt dahinter findet ihr viele namhafte Ketten, in den Seitengassen einige kleinere Läden. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich euch Sostrene Grene (Spuistraat). Ein Laden ähnlich wie Nanu Nana, aber sehr viel schöner und mit riesigem, sehr bezahlbarem Sortiment. Ich hab mir mal eben Acryl-Farben, Deko und Küchenausrüstung gekauft und konnte mich wirklich nicht sattsehen. Was ich euch zum Shoppen nicht empfehlen kann, ist die Prinsenstraat, von der ich als Tipp gelesen habe. Aber dazu mehr beim Punkt Cafés. 

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Style: Mein Eindruck von Den Haag ist städtisch, aber leger. Klar, man spürt, dass es sich um eine Großstadt handelt und Individualität groß geschrieben wird. Aber auf eine bodenständige Art. Ich hab mich dort sehr wohl gefühlt, weil dieses typische Auftakeln ist dort eben nicht angesagt. Dort ist es eher hyggelig. 
Meerpanorama

Must-See: Drei Dinge möchte ich euch absolut ans Herz legen. Das ist erstens Madurodam, die Niederlande in Mini. In dem kleinen Freizeitpark findet ihr alle niederländischen Sehenswürdigkeiten in klein und erhaltet sogar noch Hintergrundinfos. Ich hatte jede Menge Spaß. Zweitens empfehle ich euch sehr das Meer. Mit den Linien 1 und 9 kommt ihr direkt zum Strand. Das lohnt sich sowohl im Sommer als auch im Winter, denn die maritime Atmosphäre und das Flair der niederländischen Nordsee bekommt ihr dort immer. Und drittens möchte ich euch eine Grachtenbootsfahrt ab der Bierkade ans Herz legen. Das konnte ich zwar nicht machen, weil die Fahrten nur von April bis Oktober angeboten werden, aber ich hätte es wahnsinnig gerne gemacht. Denn durch das viele Wasser lässt sich Den Haag hervorragend per Boot entdecken. Es gibt übrigens auch eine Touri-Tram, die Linie 5, aber die ist mir nicht über den Weg gefahren. Soll sich aber auch lohnen. 
Madurodam

Öffis: Neben den Trams gibt es Busse, allerdings habe ich die so gut wie nicht genutzt, weil das Tram-System super ist. Einfach am Hauptbahnhof einen Plan bei der HTM-Station holen, falls ihr zwei bis drei Tage bleibt, ein Three-Day-Tourist-Ticket für 18 Euro. Tagestickets kosten 7 Euro. Immer schön ans Ein- und Auschecken in der Tram denken und los geht's. 

Tipp: Quartiert euch unbedingt im Centrum ein, dadurch könnt ihr vieles fußläufig entdecken. Durch seine Architektur und Struktur lohnt sich das sehr, viele Ecken sind unheimlich schön, es gibt enorm viel zu sehen. 

Fazit: Den Haag wird eindeutig unter Wert verkauft. Als kleine Schwester von Amsterdam ist die Stadt gleichzeitig hip und modern sowie traditionell und historisch. Beide Facetten lassen sich gut entdecken, je nach Interesse. Mehr als vier Nächte lohnen sich im Winter aber nicht, denn das Angebot ist nicht unendlich. Aber gerade im Sommer lässt es sich dort hervorragend aushalten, schließlich liegt die Stadt direkt am Meer. Eindeutige Empfehlung.


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