Meine Ode an... die richtige Entschuldigung!

...oder warum wir lernen müssen, uns richtig zu entschuldigen


Habt ihr gewusst, dass es im Deutschen drei Arten von Entschuldigungen gibt? Um die Antwort vorweg zu nehmen: Ja, das weiß irgendwie jeder. Worin das Problem liegt, erkläre ich euch gleich. Erst einmal zu den Fakten.

Drei Level der Entschuldigung

Die drei Arten der Entschuldigungen umfassen gewissermaßen auch drei Stufen.
Stufe 1 ist das eingedeutschte, lapidare "Sorry". Es wird immer dann eingesetzt, wenn der Beschuldigte auch einen lapidaren Fehler begangen hat. So etwas wie "Ich hab überhaupt nicht auf die Uhr geschaut und bin fünf Minuten später dran als erwartet, sorry!". Das Wort wird aber auch im passiv-aggressiven Kontext verwendet, wodurch es noch mehr seines Wertes verliert. Erwartet jemand von euch, dass ihr euch entschuldigt, ihr habt aber einfach keine Lust, dann kommt auch mal ein "Sorry, ging nicht anders, Mann" über die Lippen. Ernst gemeint ist es in solchen Situationen sicher nicht.
Bild von kalhh auf Pixabay 

Level up ist dann die Stufe 2, das deutlich ernst gemeintere "Entschuldige", gerne kombiniert mit einem "bitte". Es ist der Kompromiss zwischen Stufe 1 und 3, denn es bezeugt Reue, ohne sie übermäßig zeigen zu müssen. Diese Worte bilden aber auch das deutsche Synonym zum englischen "Pardon me/Excuse me", eine Höflichkeitsfloskel, die dann angewandt wird, wenn man sich die Aufmerksamkeit anderer einfordern möchte, zum Beispiel wenn jemand nicht zuhört oder man sich den Weg freimachen muss, das Räuspern aber wirkungslos bleibt.

Kommen wir nun zum höchsten der Gefühle, dem Non-plus-ultra, der Stufe 3: dem "Es tut mir leid". Wenn jemand diese Worte verwendet, dann ist es meistens auch höchste Eisenbahn. Dann ist richtig Mist passiert und der Entschuldiger hat guten Grund, große Reue zu zeigen.

Sorry seems to be the hardest word? 

Jetzt, da wir alle auf dem selben Stand sind und sich wieder alle fleißig erinnern, dass es diese drei Arten von Entschuldigungen gibt, schwinge ich mal meine Moralkeule. Denn ich habe das Gefühl, dass zwar alle eigentlich diese Unterschiede wissen. Was sie aber nicht wissen, ist wie und wann man sie benutzt. Und das umfasst zwei völlig gegensätzliche Phänomene.

Auf der einen Seite haben wir diejenigen, die sich ihre Fehler nicht eingestehen können. Entschuldigung? Klar, eigentlich nötig, aber es reicht ja wohl auch, das Verhalten zu ändern, wieder nett zu sein und den Fehler zu ignorieren, oder? Natürlich nicht. Jeder weiß, dass eine ernst gemeinte Entschuldigung zum richtigen Moment nicht nur für Wiedergutmachung sorgt, sondern auch die wahre Größe eines Menschen zeigt. Schließlich ist doch jeder fehlbar - ist es nicht umso ehrenwerter, diesen Fakt einzusehen und dadurch Besserung zu loben statt Ignoranz an den Tag zu legen? Mir persönlich geht es auch immer so: Eine ernst gemeinte Entschuldigung lässt mich vieles ausradieren. Gibt es die Entschuldigung aber nicht, grummele ich innerlich sehr lange vor mich hin. Und ich glaube, es geht vielen so.

Wenn einem alles leidtut...

Genauso schlimm finde ich aber auch diejenigen, die Entschuldigungen aus Unsicherheit völlig inflationär verwenden. Ich habe jemanden bei der Arbeit gestört, weil ich eine wichtige Frage habe? Entschuldigung! Ich habe bei der Verabredung mal nicht die ganze Zeit grinsend superwitzige Anekdoten erzählt, sondern auch mal schlechte Laune gehabt? Tut mir leid! Ich habe dir meine Meinung gesagt, aber damit bist du nicht einverstanden? Entschuldige bitte! Ich bin noch nicht fertig gestylt und habe noch keine drei Flaschen Wein kalt gestellt, obwohl du eine halbe Stunde zu spät bist? Mist, sorry!

So ein Verhalten ist natürlich völliger Quatsch. Manchmal neige ich auch dazu, weil ich eben manchmal ein Schön-Wetter-Mensch bin. Aber das bringt zwei negative Effekte: Zum einen erzeugt dieses devote, unsichere  Auftreten ein Ungleichgewicht zum Gegenüber. Man macht sich klein. Zum anderen verliert die Entschuldigung dadurch natürlich an Wert. Sie ist nichts besonderes mehr, wenn sie zehn Mal am Tag fällt. Nichts ist schändlich daran, andere um Hilfe zu bitten, Aufmerksamkeit einzufordern, wenn es nötig ist, ehrlich zu sein und für sich selbst einzustehen. Genau an dem Punkt kommt das Motto dieses Beitrags auch zum tragen: Manchmal ist #sorrynotsorry einfach angebracht.

Gesundes Mittelmaß statt Ignoranz oder Inflation

Jetzt möchte ich natürlich die Vertreter der beiden Fraktionen nicht niedermachen. Wichtiger ist mir, einen Gedankenanstoß zu geben und dafür zu plädieren, einen gesunden Mittelweg zu finden. Worte sind unser Werkzeug, sie haben ganz viel Macht. Nutzt sie doch, und zwar in Maßen zum richtigen Zeitpunkt. Die drei Stufen der Entschuldigung kennt ihr ja inzwischen - und das ist doch schon mal ein erster Schritt, oder?

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